10 kuriose Zeitungstitel

Collage aus ZeitungstitelnBerliner Zeitung, Frankfurt Allgemeine Zeitung, Hamburger Abendblatt:  Name der Stadt und dann Zeitung, Anzeiger oder Blatt dahinter: lahm! Wo ist da die Kreativität? Richtig gut gefallen mir dagegen diese 10 originellen Namen echter deutscher Qualitätsprintmedien. Kennt noch jemand einen weiteren Schmuntzeltitel, dann her damit!

1. Die Harke ( Niedersachsen): Ein echtes Traditionsblatt! Die Harke wurde 1871  gegründet und ist seitdem im Familienbesitz. Verbreitung findet sie im Landkreis Nienburg an der Weser (19.000 verbreitete Exemplare). Den kuriosen Namen erklärt die Abo-Werbung von 1871 so: „Unsere Harke soll den geliebten Boden unserer Heimat reinigen helfen vom Unkraute der geistigen Trägheit und des Unglaubens. Die Harke, ein Werkzeug, welches jeder gebraucht, der ein Stück mütterliche Erde bebaut. Auch unsere Harke ist für jedermann bestimmt, deren Inhalt und seinem Gesichtskreis und Gedankengang angepaßt ist.“ 

2. Beobachter (Niedersachsen): Bei seinem britischen Pendent „Observer“ stänkert niemand, aber in Deutschland wird beim „Beobachter“ zuerst  an das vorangestellte Nazi-Adjektiv gedacht, das ich jetzt nicht ausspreche. Zum Glück haben die Macher dieser Zeitung aus der Gemeinde Seesen im Harz mit so etwas nichts zu tun – immerhin erreicht ihre kleine Zeitung täglich über 5.000 Leser.

3. Trierischer Volksfreund (Rheinland-Pfalz): Das Traditionsblatt ist nicht – wie der flüchtige Leser denkt – den Freunden der Tiere gewidmet, sondern der Bevölkerung der Stadt Trier, von denen rund 90.000 das Blatt täglich erwerben. Warum die Zeitung mit der langen Geschichte (1875 gegründet) dem Volk so nahe steht, lässt sich leider nicht rekonstruieren. Aber vermutlich hat es etwas mit den Nachwirkungen der Märzrevolution von 1848 zu tun (siehe auch „Der Patriot“).

4. Die Glocke (Nordrhein-Westfalen): Die kreativen Zeitungsnamen sind eher die alten: Den Titel der 1880 gegründeten Zeitung gibt es seit 1881, aus dem „Oelder Boten“ wurde ein Jahr später „Die Glocke“. Damals war der Firmengründer Engelbert Holterdorf mit einer Glocke in der Hand im Zeitungskopf zu sehen. Damit wollte er die Ausrufer symbolisieren, die in alter Zeit von Marktplatz zu Marktplatz zogen und die neuesten Nachrichten verkündeten. Um sich Gehör zu verschaffen, läuteten sie mit der Glocke. „Mit der Kirchturmglocke, wie Nicht-Kenner oft meinen, hat der Titel übrigens  nichts zu tun“, sagt der stellvertretende Chefredakteur Thorsten Duibmann. Die Zeitung ist in vierter Generationen familiengeführt und gehört zu den wenigen deutschen Zeitungen, die bis heute eigenständig sind. Alle redaktionellen Inhalte werden von eigenen Redakteuren erstellt und am Stammsitz Oelde im eigenen Druckzentrum gedruckt. Täglich verkauft das Blatt seine sechs Lokalausgaben rund 57.000 Mal. 

5. Der Gemeinnützige (Niedersachsen): Der Gemeinnützige ist die Unterausgabe der Kreiszeitung Friesland der Nordwest-Zeitung, die unter anderem die Städte Wilhelmshaven und Jever (wo das Bier herkommt) sowie die Nordseeinsel Wangerooge mit lokalen News  versorgt. Die Kreiszeitung Friesland hat insgesamt 34.000 Leser. Leider gibt es zur Herkunft ihres Titels kaum Informationen. 

6. Ipf- und Jagst-Zeitung (Baden-Württemberg): Ipf ist ein Berg der schwäbischen Alm und Jagst ein Nebenfluss des Neckars. Das Blatt gehört zur Schwäbischen Zeitung und bezeichnet die Ausgabe für die Stadt Ellwangen.

7. Allgemeine Laber-Zeitung (Bayern): Man könnte meinen, den Redakteuren dieser Zeitung fällt es schwer sich kurz zufassen, doch tatsächlich bezeichnet die Unterausgabe des Straubinger Tagblattes nur das Gebiet zwischen der kleinen und der großen Laber, Nebenflüssen der Donau.

8. Norderneyer Badezeitung (Niedersachsen): Die Tageszeitung wird bereits seit 1868 auf der ostfriesischen Insel Norderney verkauft, wenn auch inzwischen nur noch mit einer Auflage von knapp über 1000 Exemplaren.

9. Der Patriot (Nordrhein-Westfalen): 152 Jahre bevor Mel Gibson den gleichnamigen Film drehte, nannte sich in Lippstadt bereits eine Zeitung „Der Patriot“. Der Name passt zu den nationalen Vereinigungsideen der März-Revolution von 1848  und steht vermutlich damit im Zusammenhang. Heute hat das Blatt  noch eine  Auflage von rund 25.000 verkauften Exemplaren. Wenn alle Exemplare als Abos á 25€/Monat verkauft würden, kämen so 625.000€ im Monat, ergo 7,5 Mio. € im Jahr zusammen. Der Film spielte etwa das 20-Fache ein.

10. „Schlitzer Bote„: Schlitz heißt eine Stadt in Hessen, unter dessen Namen die Fuldaer  Zeitung täglich rund 2.000 Leser mit Informationen versorgt. In die Kategorie „kuriose Ortsbezeichnung“ fällt auch der „Gäubote„, benannt nach der Gäu-Region im Schwabenländle. Die Unterausgabe der Stuttgarter Nachrichten verkauft sich immerhin 12.000 Mal pro Tag. 

 

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